Akuter Gichtanfall

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Meistens kommt er wie aus heiterem Himmel, der erste akute Gichtanfall.

Er betrifft häufig das Grundgelenk der Großzehe, wo es zu einer sehr schmerzhaften Entzündung kommt.

Auslöser des Gichtanfalls

Oft geht dem Gichtanfall ein gutes, üppiges Essen mit reichlich Alkoholgenuss voraus.

Das üppige Essen enthält meistens reichlich Purine, die im Körper zu Harnsäure umgewandelt werden. Der Alkohol verhindert die ausreichende Ausscheidung der Harnsäure. Daher kann der Harnsäurewert besonders hoch ansteigen, wie der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Nicht nur schwere Mahlzeiten und Alkoholexzesse können einen Gichtanfall auslösen.

Auch das Gegenteil kann zu einem Gichtanfall führen.

Wenn man eine sehr kalorienarme Diät durchführt oder gar fastet, wird in kurzer Zeit viel Muskelmasse abgebaut. Dabei sterben die Muskelzellen und ihre Zellkerne werden geknackt, sodass Purine frei werden. Der Harnsäurespiegel im Blut steigt an, sodass es zu einem Gichtanfall kommen kann.

Auch körperliche Überforderung kann Gichtanfälle auslösen. Durch die Überanstrengung wird Milchsäure freigesetzt. Die Ausscheidung dieser Milchsäure beansprucht die Niere dann so stark, dass sie die Harnsäure nicht mehr ausreichend ausscheiden kann.

Es ist wichtig, dass man über die potentielle Gefahr durch strenge Diäten und sportlicher Überanstrengung Bescheid weiß, denn übergewichtigen Gichtpatienten wird meistens zur Gewichtsabnahme geraten. Mit dem Abnehmen sollte man es jedoch keinesfalls übertreiben (siehe Seite 82).

Ein zunächst überraschend erscheinender Auslöser für einen Gichtanfall kann Kälte sein, unter anderem auch kaltes Wasser. Wenn man lange im kalten Wasser stand, beispielsweise beim Angeln, dann kann in der folgenden Nacht oder am nächsten Tag ein Gichtanfall auftreten.

Verlauf des Gichtanfalls

In vielen Fällen beginnt der akute Gichtanfall mitten in der Nacht, wenn man friedlich im Bett liegt und schläft.

Auf einmal schmerzt ein Gelenk sehr stark. Häufig ist das Grundgelenk der Großzehe betroffen.

Beim ersten Mal ist meistens nur ein Gelenk entzündet. Später können auch mehrere Gelenke gleichzeitig vom akuten Gichtanfall betroffen sein.

Das Gelenk ist dick geschwollen und leuchtend rot. Die Haut ist prall gespannt und glänzt. Die Schwellung drückt zusätzlich auf das bereits entzündete Gelenk.

Weil meistens das Großzehengrundgelenk betroffen ist, wird der akute Gichtanfall auch "Podagra" genannt. Podagra bedeutet nämlich Steigbügel. Bei einem Gichtanfall kann man nicht mehr in den Steigbügel steigen und reiten. So ist der Begriff entstanden. Ein anderer volkstümlicher Name für die Gicht ist das "Zipperlein".

Nach einer Weile schmerzt das entzündete Gelenk so stark, dass schon die kleinste Berührung kaum ausgehalten wird. Sogar die Bettdecke auf dem Gelenk tut weh. Socken kann man kaum anziehen, weil sie auf dem entzündeten Gelenk sehr stark schmerzen.

Das Gelenk kann nicht mehr benutzt werden, das heißt man kann nicht mehr richtig laufen. Bestenfalls kann man unter Schmerzen ein paar Meter humpeln, wenn man nur die Ferse belastet.

Die üblichen Schmerzmittel helfen fast gar nicht und auch kalte Umschläge bringen nur etwas Linderung.

Oft kommt auch noch Fieber hinzu und manchmal Kopfschmerzen oder Erbrechen.

Sobald man feststellt, dass man einen akuten Gichtanfall hat, sollte man schleunigst einen Arzt rufen oder sich hinfahren lassen.

Bei einer Blutuntersuchung werden meistens vermehrte weiße Blutkörperchen (Leukozyten) festgestellt.

Die Harnsäurewerte sind zwar auch oft sehr hoch, aber durchaus nicht immer. Da sich die Harnsäure bereits in den Gelenken abgelagert hat, ist sie nicht mehr im Blut. Daher ist der Harnsäurewert im Blut manchmal überraschend niedrig, wenn es bereits zum Gichtanfall gekommen ist.

Normalerweise dauert ein akuter Gichtanfall etwa drei bis vier Tage.

Anschließend ist man normalerweise für geraume Zeit beschwerdefrei. Diese Phase ohne Beschwerden nennt man interkritisches Stadium.

Doch wenn sich die Gichtanfälle häufen und man allmählich eine chronische Gicht bekommt, dann verschwinden die Schmerzen zwischen den Gichtanfällen nicht mehr vollständig.

Behandlung des akuten Gichtanfalls

Die Behandlung eines akuten Gichtanfalls ist nicht einfach, weil normale Schmerzmittel kaum wirken.

Dennoch versucht man es mit Schmerzmitteln der Klasse Nicht-Steroidale-Anti-Rheumatika (NSAR). Diese Schmerzmittel lindern nicht nur die Schmerzen, sondern wirken auch entzündungshemmend. Acetylsalicylsäure, die auch in diese Schmerzmittelklasse gehört, sollte man jedoch nicht verwenden, weil sie die Ausscheidung der Harnsäure bremst.

Manchmal wird auch Kortison zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls eingesetzt. Auch wenn dieses Hormon-Medikament als Dauermedikation problematisch ist, hat es als Kurzzeit-Therapie vor allem Vorteile.

Das wirksamste und klassische Medikament gegen den akuten Gichtanfall ist das Colchicin, das Gift der Herbstzeitlose.

Obwohl man bei einer Heilpflanze an sanfte Naturheilkunde denkt, ist das Colchicin (auch Colchizin oder Kolchizin) sehr giftig. So giftig, dass man es heutzutage nur noch selten bei akutem Gichtanfall einsetzt. Das Colchicin lindert die Entzündungsreaktion im entzündeten Gelenk (siehe Seite 35 und 42).

Kühlende Umschläge können zur Linderung der Schmerzen versucht werden. Auch Eisbeutel werden manchmal angewendet (siehe Seite 59).


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